Farbe, Form, Struktur und Material der Feuerstätte bestimmen maßgeblich die Raumwirkung. Von ihrer Dauerhaftigkeit und Pflegeleichtigkeit her ist die Ofenkeramik jedem anderen Material weit überlegen. Spätestens wenn die (meist strahlend weiße) Putzfassade eines neuen Ofens oder Kamins nach wenigen Jahren speckig, fleckig oder scheckig geworden ist (und das wird sie immer) und nach einem Renovierungs-Anstrich verlangt, ist auch der Preisvorteil gegenüber einer Keramik-Einkleidung meist aufgezehrt. Letztere ist – bis auf gelegentliches Überwischen mit einem feuchten Tuch – ein Ofenleben lang völlig „wartungsfrei“.
Das ist aber nicht der einzige Vorzug. Durch tolle neue Oberflächengestaltungen kann die Ofenkeramik auch bei Design-Liebhabern mit ausgeprägtem Stilempfinden in letzter Zeit wieder echtes Begeisterungspotenzial entfalten und verlorenes Terrain zurückgewinnen. Denn wer glaubt, der Kachelofen sei ein starres quadratisches Gebilde, der täuscht sich total. Durch die unterschiedlichen Größen, Formate, mit Simsen, gerundeten Ecken und Kacheltischen sind die Möglichkeiten der Ofengestaltung so vielfältig, dass zum Schluss jeder Ofen ein Unikat ist. Und seit die Großformatkacheln neue zeitgemäße Gestaltungsmöglichkeiten schufen, spielt auch die Struktur der Kacheloberflächen wieder eine zunehmende Rolle. Neben schmalen, parallel verlaufenden Pfeiffen sind Schraffurmuster, eine lamellenartige Optik, Winkel oder sogar Mulden – in Anlehnung an die Benzinkanister-Optik – erhältlich. Im Wechselspiel von Licht und Schatten bilden solche Reliefs einen faszinierenden Anblick. Im industriellen Herstellungsprozess sind hier natürlich nur regelmäßig wiederkehrende Strukturen darstellbar, während die Hand- oder Freiform-Keramiker individuell für jeden Auftrag unabhängig vom Volumen zusammenhängende Muster gestalten können.
Es gibt sie natürlich noch, die klassische und die traditionelle Kachel. So wie es auch noch antike Möbel und antiken Goldschmuck gibt. Diese haben sich die letzten 20 Jahre nicht entscheidend verändert. Müssen sie aber auch nicht, denn in einem antik eingerichteten Zimmer oder in einer Bauernstube gehören sie genau dort hin. Aber das ist ja das Schöne an der Keramik, jeder Stil kann aufgegriffen und den architektonischen Verhältnissen angepasst werden.
Farbgebung
Das „Sahnehäubchen“ auf der Keramik ist allerdings die Farbgebung – meist durch Glasuren erzielt. Glasuren werden grundsätzlich in einem zweiten Brand mit der Keramik verbunden. Der erste ist der Schrühbrand, der bei niedrigen Brenntemperaturen um 950 Grad Celsius erfolgt. Wie der Name schon ahnen lässt, handelt es sich bei der Glasur um einen glasartigen Überzug der den ansonsten offenporigen Ton mit einer seidenmatten bis glänzenden Schicht versiegelt. Um ihre selbst komponierten Glasurzusammensetzungen machen die meisten Keramiker ein Geheimnis wie Coca Cola um die Rezeptur des braunen Erfrischungsgetränks. Auf schöne Glasuren sind sie ebenso stolz wie ein Koch auf seine Sauce und tatsächlich gehört viel Erfahrung dazu. Außer den neuen Formaten der Ofenkeramik (Großformatkacheln) sind es vor allem die Strukturgebung und völlig neu entwickelte Glasuren, die für ein zeitgemäßes Erscheinungsbild sorgen und der guten alten Ofenkeramik eine neue Zukunft bescheren. Die neuen Gestaltungen erwecken auch bei jungen Menschen Emotionen und diese Emotionen sind ein Garant für ein erfolgreiches Produkt – und alles „handmade in Germany“.